Nationale Informationsstelle zum KULTURERBE NIKE

Das bedeutendste Gasthaus von Weinfelden steht in dessen Zentrum, am Rathausplatz, und weist eine bewegte Geschichte auf. Urkundlich bezeugt ist ein Wirtshaus seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert. Später wird es auch als kleines Zehnthaus bezeichnet.

Das heute bestehende, mächtige Gebäude wurde 1649 durch den Lehenswirt Hans Suter erbaut. In den folgenden Jahrhunderten hatte das Gebäude wichtige Funktionen inne: Ab dem 18. Jahrhundert tagten im Saal des 1. Obergeschosses die Gerichtsherren und nach 1788 stieg es zum Amtssitz der zürcherischen Herrschaft Weinfelden auf.

Der wichtigste Moment aber war gewiss der 1. Februar 1798, als Paul Reinhard an der Landsgemeinde von der Traubentreppe aus die Loslösung des Thurgaus von den eidgenössischen Orten verkündete. Nach der Auflösung des feudalen Systems gelangte der «Trauben» 1808 in private Hände.

In den 1950er-Jahren hatte das Gebäude einen schweren Stand, denn eine dringende Renovation stand an. Als auch noch die östlich angebauten Gebäude niedergerissen wurden und eine missgestaltete Ostfassade zu Tage trat, verstärkten sich Stimmen, den «unschönen Steinhaufen» zu entfernen. Man müsse den Ansprüchen der Gegenwart Rechnung tragen und einen modernen Geschäftsblock bauen. Zudem koste eine Renovation zu viel Geld. Eine solche Diskussion dreht sich heute um ein ähnlich bedeutendes Gebäude, den Löwen in Kreuzlingen.

Der stattliche Massivbau ist einer spätmittelalterlichen Formensprache verpflichtet. Charakteristisch dafür sind der südliche Treppengiebel und die Staffelfenster.

Im Innern erwartet Sie im 1. Obergeschoss die Gerichtsherrenstube mit schräg kannelierter Fenstersäule und verschiedenen Wappenscheiben aus dem 16./17. Jahrhundert, welche hier einen neuen Platz gefunden haben. Nicht zuletzt lohnt sich auch ein Gang zur modernen Toilettenanlage: auch diese ist zumindest fürs Auge ein Genuss.