Nationale Informationsstelle zum KULTURERBE NIKE

Am Hang des Ottenbergs, an der Thurbergstrasse, gleich nach der scharfen Kurve, steht ein unscheinbares Gebäude mit massivem Sockel und Bretterverschalung. Nur wenige Fenster zieren den Bau, dafür gibt es auffällig viele Belüftungslöcher, die im Innern die Luft zirkulieren lassen.

Betritt man das Innere, ist man nicht schlecht erstaunt und fühlt sich gleich mindestens ins 18. Jahrhundert zurückversetzt. Hier liegt ein mächtiger Koloss eines eichenen Trottenbaums (9,3 Kubikmeter), welcher bis 1970 noch in Betrieb war. Seine Spindelmutter datiert von 1781. Da ein «Lederlij Torgel» bereits seit 1574 aktenkundig ist, könnte der Trottenbaum selbst auch älter als die Spindelmutter sein.

Das Torggelgebäude – der Name leitet sich vermutlich vom Familiennamen «Lederlin» ab – steht mit seinen Bauformen für die Tradition der Keltergebäude des 16. bis 18. Jahrhunderts. Es zeigt einen massiven Sockel mit darüber aufgerichtetem Holzgerüst. In der südwestlichen Ecke erreicht man über eine Holzstiege eine enge Torkelstube, von der aus der Pressvorgang überwacht werden konnte. In ihrem Innern zeigt die Rebwärter-Stube einen Ausbau aus dem 18. Jahrhundert mit Sitzbank, Tisch und einem Strohbett. Der Raum konnte mittels des von aussen beheizbaren, grünen Kachelofens warmgehalten werden.

Für den Pressvorgang wurde auf das Bett unter dem Trottenbaum die Maische ausgebreitet, welche durch Rechen zusammengehalten wurde, darauf wurden längs und quer Balken aufgeschichtet. Mittels einer Spindel wurde anschliessend der Trottenbaum mit seinem Eigengewicht langsam auf die Maische gedrückt und somit der Saft ausgepresst. Sobald kein Saft mehr floss, wurde der Baum mit Hilfe der Spindel wieder hochgetrieben, die Maische von Hand aufgelockert und der ganze Pressvorgang noch zwei Mal wiederholt.