Nationale Informationsstelle zum KULTURERBE NIKE

Von den besten Architekten des späten 18. Jahrhunderts in Bern:

Der Landsitz Kleehof in Kirchberg

Johann Rudolf Tschiffeli, aus einer patrizischen Familie stammend, Begründer der Ökonomischen Gesellschaft Bern, erwarb 1761 ein einfaches Landgut nördlich von Kirchberg an der Strasse nach Solothurn und schuf hier innert weniger Jahre ein Mustergut, das wichtige Neuerungen in der Landwirtschaft entwickelte.

Kurz nach dem Kauf liess er das bestehende einfache Herrenhaus durch zwei symmetrisch angeordnete, hofbildene Pavillons, Längsachteck-Parterrebauten unter Mansartdach, die als «Grand Salon» und «Salle à Manger» dienten, erweitern. Gleichzeitig wurde der Hof mit reizvollen Gartenarchitekturen, Balusterbrüstungen, Obelisken und Brunnen eingefasst. Als Architekt ist Niklaus Sprüngli, Erbauer der Hauptwache und des Hôtel de Musique in Bern, nachweisbar.

Für den 6-fachen Kaufpreis veräusserte Tschiffeli Gut und Herrenhaus bereits 1770 an Oberst Philibert v. Sinner. Dieser liess 1783/84 durch Architekt Ahasver Carl v. Sinner – aus einer anderen Linie dieser patrizischen Familie – den alten Hauptbau zwischen den Pavillons Sprünglis ersetzen: Erbaut wurde ein nobler zweigeschossiger «Corps de Logis» unter Walmdach. In Umkehrung zum Hausteinrisalit unter Dreieckgiebel in der Mitte der Eingangsfassade sind auf der Gartenseite die Randachsen als Quaderbauten ausgebildet. Es entstand eine spannungskräftige Kombination aus festlichem Spätbarock und frühklassizistischer Strenge. Im Inneren sind repräsentative und praktische Anliegen vereinigt: der vorgeblendete Säulenportikus führt in ein von Säulen- und Pilasterpaaren gegliedertes zweiräumiges «Grand-Vestibule» und von hier in die «Chambre de Compagnie».

Wertvolle Ausstattungsstücke sind erhalten, so Öfen, Cheminées, Parkette und Täfer, aber auch die Pläne Sprünglis und v. Sinners. Nach den verschiedenen Besitzern heisst das Haus auch Tschiffeli- oder Duboisgut. Das Haus befindet sich noch heute in Privatbesitz.