Nationale Informationsstelle zum KULTURERBE NIKE

Das «Rote Biel» (1920-er und 1930-er Jahre) ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig: Keine andere Schweizer Stadt hat Forderungen des «Neuen Bauens» so frühzeitig und kompromisslos verwirklicht. Der damalige Stadtpräsident Guido Müller war offen für die Anliegen der Arbeiterschaft und somit für das sozialpolitische Engagement der neuen Architektur.

Parallel zur Planung des neuen Bahnhofquartiers trieb das Stadtbauamt die Vorbereitungen für eine einheitliche Seeufergestaltung voran. Im Rahmen dieses städtebaulich wichtigen Vorhabens entstand unter der Leitung des damaligen Stadtbaumeisters Otto Schaub der Entwurf für ein nach neuzeitlichen Erkenntnissen konzipiertes öffentliches Strandbad. Neben Biels Aufgeschlossenheit für die Idee des «Neuen Bauens» war für die Erstellung des Strandbades das Arbeitsbeschaffungsprogramm wesentlich.

In der Festschrift zur Eröffnung 1932 ist nachzulesen: «Mit dem Bau wurde im Hinblick auf die Notwendigkeit der Beschäftigung Arbeitsloser sofort begonnen. Im Frühling 1932 konnte die Anlage der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Sie trägt der Entwicklung des Badewesens Rechnung und nimmt jede mögliche Rücksicht auf den gewaltigen Aufschwung, den der Badesport in den letzten Jahren erfahren hat.

Vor allem aber soll dem Bieler Strandbad der Charakter eines eigentlichen Volksbades gewahrt werden. Nicht nur einem Teil der Bevölkerung, sondern jedem, der davon Gebrauch machen will, wird Gelegenheit geboten, ohne nennenswerte Kosten sich und seinem Wohlergehen Luft, Sonne und Wasser dienstbar zu machen.»

Im Buch «Spuren der Moderne im Kanton Bern» schreibt Urs Graf: «Mit dem Schwimmbadbau findet die Moderne der 30er-Jahre jenes Thema, das für die grossmassstäbliche Verwirklichung des neuen Baugedankens besonders günstige Voraussetzungen bietet. In der Tat sind überdurchschnittlich viele in unserem Land damals gebaute Schwimmbäder Zeugen der einheimischen Moderne.»